Bericht von stimme.de
Fußball – Jürgen Höfer wollte seine Ruhe. Der Trainer des SV Tüngental hatte das Weite gesucht. Er wanderte an der Böschung des Kochers entlang. Ab, hinter die Hecke. Dorthin, wo er nicht mehr sehen musste, wie seine Mannen niedergeschlagen auf dem Boden saßen. Seine Mannschaft hatte die Meisterschaft in der Kreisliga B1 im Saison-Endspurt verspielt. Und gestern in Ingelfingen scheiterte sein Team in den Schlusssminuten. Der SV Morsbach drehte das Entscheidungsspiel zum Aufstieg in die Kreisliga A1 nach einem 0:1-Rückstand noch und gewann mit 2:1.
„Ich bin total am Arsch“, sagte SVM-Trainer Falk Jahn. „Der Glücklichere hat gewonnen.“ Völlig ausgepumpt stand er da. Mit zerrissenem T-Shirt. 90 Minuten hatte er selbst gespielt und den Ausgleichstreffer mit einem Freistoß vorbereitet. „Das war eine Hitzeschlacht“, sagte er. „Es war aber auch meine Vorgabe, dass wir ab der 60. Minute Gas geben. Für Tüngental tut es mir aber leid, die haben eine überragende Runde gespielt und hätten den Aufstieg verdient gehabt.“ Aber auch sein Team hat den Aufstieg in die Kreisliga A1 noch lange nicht geschafft. Am Mittwoch wartet in Untersteinbach mit dem SV Rieden die nächste Hürde im Relegationsspiel.
Frage der Perspektive
Wenn man es positiv sehen will, haben in der ersten Halbzeit beide Mannschaften geduldig gespielt, die Ruhe bewahrt. Wenn man es negativ sieht, war wenig Tempo im Spiel. Höhepunkte gab es so wenige wie Sprints. Weder Morsbach, noch Tüngental wollte in der Anfangsphase zu viele Körner verbrauchen. Bei den Temperaturen gestern Abend auch nur zu verständlich. Dies zeigt auch die frühe Auswechslung von SVT-Stürmer Toni Taschner, der bereits in der 37. Minute wegen Kreislaufproblemen vom Feld ging.
Eine erste Schrecksekunde gab es für Tüngental in der 13. Minute, als Torhüter Ralf Bauer eine verunglückte Flanke von Dirk Floer zur Ecke lenkte. Insgesamt versuchten beide Teams eher Fehler zu vermeiden, als Akzente zu setzen. Keiner wollte ins offene Messer laufen. So dominierten lange Bälle das Spielgeschehen, die aber zu selten einen Abnehmer fanden. Einen ersten Warnschuss des SVT gab dann Max Stutz (14.) ab. Fast im Gegenzug leistete sich Bauer einen fatalen Fehlpass, der aber ohne Auswirkung blieb, weil Marco Hirsch zu schnell abschloss und verzog. In der 21. Minute kämpfte sich dann Toni Taschner irgendwie in den Morsbacher Strafraum, doch Kevin Fernsler rettet kurz vor der Linie. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt für die Morsbacher fiel dann die SVT-Führung. Direkt vor dem Pausenpfiff traf Philipp Strohmeier nach einer Flanke zum 1:0.
Dem Spiel konnte dies aber nur gut tun. Morsbach war dadurch in der zweiten Halbzeit dazu gezwungen, mehr zu investieren. Und die Morsbacher wurden dafür dann auch belohnt. Nachdem sie in der Anfangsphase der zweiten Halbzeit ein, zwei brenzlige Situationen überstanden hatten, gelang Daniel Braun in der 60. Minute der Ausgleich. Er war zur Stelle, nachdem Bauer zuvor einen Freistoß von Spielertrainer Falk Jahn an die Latte gelenkt hatte, den Abpraller köpfte er ins Tor.
Auf der anderen Seite hämmerte Martin Schreyer in der 73. Minute einen Freistoß an die Latte. Für die Entscheidung sorgte schließlich Maximilian Frank: Nach einem langen Ball zog er durch, Bauer und Jonathan Richter konnten weder ihn noch den Ball stoppen und der Weg zum Tor war für den Mosbacher Stürmer frei. Auch ein letzter Störversuch von Patrick Hanselmann blieb erfolglos und Frank schob zum 2:1-Siegtreffer ein. Er hatte den Biss, den man in einem Relegationsspiel braucht. Und auch das nötige Quäntchen Glück. „Das war ein typisches Frank-Tor“, sagte Jahn. Zumindest gegen Tüngental war das Rezept aufgegangen. „Das ist bitter“, sagte SVT-Abteilungsleiter Volker Schmidt. „Wir machen weiter. Das ist eine super Truppe mit einem super Trainer.“
SV Tüngental: Bauer, Richter, Kuschnir, Stutz, Hanselmann, Majer, Maurer, Matthias Schreyer (87. Thomas), Singer, Martin Schreyer, Taschner (37. Strohmeier).
SV Morsbach: Roeder, Floer, Fensler, Jahn (90. Obermüller), Hinz, Priqoda, Mayer (28. Ebert), Grüttemeyer (87. Babiak), Frank, Hirsch, Braun.
Tore: 1:0 (45.) Philipp Strohmeier, 1:1 (60.) Daniel Braun, 2:1 (84.) Maximilian Frank.
Schiedsrichter: Fabio Gentile.
Zuschauer: 1000.